Der Advent im Heimatmuseum ist traditionell die letzte Veranstaltung des Vereins im Jahr. 2024 war der 01. Dezember auch gleichzeitig der erste Adventssonntag. Noch vier Wochen bis Weihnachten, das bedeutet jedes Jahr gleichermaßen Verheißung und Durchatmen, denn das mit der „staden“ Zeit ist ja, selbst wenn sie noch vor uns liegt, bekanntermaßen so eine Sache. Das gilt zum einen für die persönlichen Angelegenheiten. Welche Geschenke müssen besorgt werden und für wen? Wer soll eine Postkarte mit Weihnachtsgrüßen bekommen? Wer kümmert sich um die Weihnachtsdeko, wer besorgt Adventskranz und Christbaum, oder soll man darauf mal verzichten? Das sind alles so Gedanken, die eine Lösung wollen. Auch in der Welt ist vieles nicht besinnlich. Kriege oder Hungersnöte kümmern sich nicht um Weihnachten. Eine besinnliche Stunde kann da auf keinem Fall schaden.
Weihnachtliche Texte, gelesen von Anneliese Wittkowski und Margit Bauer, abwechselnd mit Musik von Maria Bichler (Hackbrett), Margit Bauer (Harfe) und Erich Bayer (Dudelsack und Klarinette) bildeten den feierlichen Rahmen dieser Stunde in der Wilhelm-Leibl-Stube im Heimatmuseum.
In den Geschichten war die Rede von Heiterem und Nachdenklichem, von Appellen und Wünschen, von Sorgen und Träumen. Vieles in der Welt von gestern erscheint leider auch heute sehr aktuell.
Und schon ist sie wieder vorbei – die stade Zeit! Das neue Jahr nimmt Fahrt auf, man glaubt fast, die Tage werden wieder länger und die Sonnenstrahlen wärmer.
Die Planungen für unsere Aktivitäten in diesem Jahr laufen an. Wir werden auch 2025 Unterschiedliches anbieten und freuen uns sehr, wenn wir unsere Mitglieder dabei begrüßen dürfen.
Ein erfolgreiches und gesundes neues Jahr wünscht die Vorstandschaft den Mitgliedern des Historischen Vereins und Umgebung!
Felix Schwaller
Anneliese Wittkowski
Seit vielen Jahren hat die Ökumenische Andacht in der Kirche St. Sebastian in der Mitte Bad Aiblings Tradition. Auch in diesem Jahr gestalteten Pfarrer Markus Merz und Pastoralreferentin Gabriele von Reitzenstein einen würdevollen Gottesdienst. Erfreulich viele nahmen an diesem berührenden Gedenken an diejenigen, die nicht mehr unter uns sind, teil.
„Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und tragen guten Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.“
Damit endet Psalm 126, den Pfarrer Merz an den Anfang seiner Predigt stellte. Freude und Trauer, Reichtum und Elend, Hoffnung und Enttäuschung – all das liegt oft nahe beieinander. Da ist es gerade die Zuversicht, die weitergehen lässt. Weitergehen als Verpflichtung, die oft genug schwer fällt. Aber da ist auch die Erwartung, dass sich etwas wieder zum Besseren wendet.
Vergangenes und Zukünftiges liegen da eng beieinander. In der Satzung des Vereins heißt es:
„Sein Zweck ist die Erforschung der Heimat, die Verbreitung der Heimatkunde und die Förderung der Heimatpflege für Bad Aibling und Umgebung.“
Erforschung schaut nach dem, was war. Verbreitung ist die täglich neue Aufgabe, Förderung eine Verpflichtung für die Zukunft. Bewusstmachen, Verdeutlichen, Erklären und Bewahren, da sind zentrale Aufgaben in unserer Gesellschaft, denen sich der Verein verpflichtet fühlt.
Fast alle Besucher des Gottesdienstes und weitere Gäste versammelten sich im Anschluss im Schlosskeller des Hotels Lindner. Alle Sitzgelegenheiten waren belegt, als Horst Barnikel,
ehemaliger Chef des Wasserwirtschaftsamtes Rosenheim, in einem sehr lebendigen und schwungvollen Vortrag die Geschichte der Mangfall vom Ursprung bis zur Mündung in den Inn erläuterte. Unterstützt wurde sein Vortrag durch eine eindrucksvolle Präsentation.
Orografisches Einzugsgebiet der Mangfall.
Da wurde sichtbar deutlich, dass der Raum Mangfalltal wesentlicher Teil unserer Historie ist.
Vielen Dank dafür!
Längst ist die Flößerstadt an der Isar und der Loisach zu einem „Vorort“ der Münchner geworden. Meistens weiß man auch, dass Edmund Stoiber, der ehemalige bayerische Ministerpräsident in Wolfratshausen wohnt. Nur wenigen dürften aber die Museen der Stadt bekannt sein. Zwei davon waren das Ziel der diesjährig letzten Fahrt des Historischen Vereins.
Da war zunächst der „Erinnerungsort BADEHAUS“. Als zeitgeschichtliches Museum will es erinnern, auch bewusst und wachsam machen. Den Verantwortlichen des Museums liegt es am Herzen, die Erinnerung daran zu bewahren, dass hier in Waldram, dem ehemaligen Lager Föhrenwald, jüdisches Leben bis in die 50er Jahre hinein lebendig war. Das gelingt eindringlich. Dokumentiert wird die Geschichte der Siedlung seit ihrer Gründung 1939. Schließlich wurden seit Ende der 60er Jahre die Gebäude nach und nach abgerissen. Heute erinnert nichts mehr an die Geschichte des Lagers Föhrenwald.
Als einziges Gebäude blieb das „Badehaus“ der Männer übrig, daher der Name. Besitzer und Betreiber ist der Verein Bürger fürs Badehaus Waldram-Föhrenwald e.V., der das Gebäude vor dem Abriss rettete, sanierte und als Museum konzipierte. 2022 wurde das Museum mit dem Obermayer-Award für herausragendes Engagement zur Bewahrung jüdischer Geschichte und zur Bekämpfung von Vorurteilen in der heutigen Zeit ausgezeichnet.
Das Museum, das ehrenamtlich betrieben wird, will Begegnungsstätte für unterschiedliche Generationen, Nationen und Religionen sein. Nur für uns öffnete das Museum am Sonntagvormittag und wir konnten intensiv in die Geschichte des Lagers bis zu seiner Auflösung 1957 eintauchen. Eindringliche Zeugnisse jüdischen Lebens, zahlreiches Fotomaterial sowie Berichte von Zeitzeugen vermitteln ein lebendiges Bild der Nachkriegsjahre vor Ort. Die sehr fachkundige, ausführliche Führung ergänzte und verstärkte diese Eindrücke.
Nach dieser berührenden Einsicht in jüdische Schicksale nach 1945 stand ein weiterer Programmpunkt an. Bevor wir aber das neu geschaffene Museum Wolfratshausen besuchten, stärkten wir uns im nahegelegenen Biergarten des Wirtshauses Flößerei.
Gut gelaunt machten wir uns auf den Weg zum Museum gleich gegenüber. 2019 bis 2023 wurde das denkmalgeschützten Haus saniert und die Museumsräume wurden neu gestaltet.
Die Ausstellung gilt derzeit als vorbildlich für die Neugestaltung eines Heimatmuseums. Da ja unser Museum in Bad Aibling neu gestaltet wird, war der Besuch auch davon inspiriert, wie dieses Museum auf unsere Mitfahrer*innen wirkt. Genannt seien ein sehr schöner Zeitstrahl zur Geschichte von Wolfratshausen, besondere einzelne Exponate und klare Strukturen. Eine lebendige und kreative Videopräsentation zur historischen Entwicklung des Raumes wird wohl leider für uns wegen der wahrscheinlich zu hohen Kosten nicht in Frage kommen.
Kritische Überlegungen gab es zur Präsentation einzelner Themen, vor allem zu den Texten zu den Objekten. Da waren wir uns einig, dass es ruhig inhaltlich genauer sein darf.
Wichtige positive, kritische und differenzierte Eindrücke werden die Gestaltung unseres Museums begleiten.
Vielen Dank dafür!
Anneliese Wittkowski
„Ist die Ausstellung neu? Da war ich schon mal“, so reagierten viele auf die Ankündigung des Besuchs der neugestalteten (!) Ausstellung zum Verfassungskonvent 1948 im Alten Schloss auf Herrenchiemsee.
„Urschalling, das ist doch die kleine Kirche am Chiemsee mit den alten Fresken. Da war ich vor ungefähr 30 Jahren schon mal.“ Das war überwiegend das Echo auf den zweiten Programmpunkt.
Beides erwies sich als sehr sehenswert und eindrücklich. Zunächst zu Herrenchiemsee. Vom 10. bis 23. August 1948 erarbeiteten rund 30 Bevollmächtigte und Experten der westlichen Besatzungszonen im Auftrag der Ministerpräsidenten der elf Länder eine Verfassung für ein zukünftiges Deutschland. Grundlage ihrer Arbeit waren zum einen die Verfassung von Weimar, zum anderen die Vorgaben der westlichen Alliierten, festgelegt in den Frankfurter Dokumenten. Das neu zu schaffende Deutschland sollte eine demokratische und föderale Struktur erhalten, mit einem zentralen Grundrechtskatalog, der ein Leben in gegenseitigem Respekt, in Freiheit und Gleichheit garantierte. Die Ergebnisse des Konvents bestimmten ganz wesentlich die Arbeit des Parlamentarischen Rates in Bonn. So entstand unser Grundgesetz. Die Ausstellung zur Arbeit des Konvents befindet sich also an einem authentischen historischen Ort. Das wird besonders deutlich im sogenannten Verfassungszimmer, dem zentralen Ort der Besprechungen.
Die Ausstellung bietet aber auch Raum für aktuelle Fragen an unsere Verfassung und den Anspruch der Demokratie. Biografische Stationen ermöglichen Einblicke in die Motive der einzelnen Akteure. Somit ist die Ausstellung nicht nur historisch interessant, sie fordert dazu auf, über die Aktualität der Herausforderungen an unsere Demokratie nachzudenken und sich die Werte unserer politischen und gesellschaftlichen Grundlagen bewusst zu machen. Aktueller denn je!
Nach einer gemütlichen Pause in der Schlosswirtschaft auf Herrenchiemsee mit einem sehr guten Mittagessen brachte uns das Schiff zurück nach Prien Stock. Von dort waren es nur wenige Minuten nach Urschalling. Dort erwartete uns die Gemeindereferentin Frau Cornelia Gaiser. Sie vermittelte uns zunächst einen Einblick in die Geschichte des kleinen Ortes. Ursprünglich stand hier wohl eine Burganlage der Falkensteiner. Eindringlich erläuterte sie uns die Details der wegen ihrer spätgotischen Ausmalung weithin bekannten Kirche, die dem Heiligen Jakobus geweiht ist. An einzelnen Stellen konnten auch noch weitere Fresken aus mittelalterlichen, romanischen und gotischen Epochen freigelegt werden. Eigentlich war es ein Glück, dass die Fresken im ab dem 17. Jahrhundert mehrfach übermalt wurden. So wurden sie geradezu konserviert. Besonders eindrücklich waren die sehr fachkundigen und gleichzeitig nachvollziehbaren und emotional anrührenden Ausführungen von Frau Gaiser, die uns „ihre“ Kirche nahe brachte. Ein eindrucksvolles Erlebnis!
Anneliese Wittkowski
Katharina Dietel